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Die Passage

habe ich während mehrerer Wanderungen zwischen Mai 1992 und Juni 1993 entlang der Ostseeküste der ehemaligen DDR von Priwall bis Ahlbeck fotografiert.

Nachdem ich zuvor eine Reise längs der innerdeutschen Grenze durch das Sperrgebiet (NIEMANDSZEIT) unternommen hatte, interessierte mich nun das Bild der „natürlichen“ Grenze.

Im Verlauf der tagelangen Wanderungen machte ich interessante Erfahrungen. Mit der Zeit veränderte sich mein Raum- und Zeitempfinden. Das objektive Zeitmaß verflüssigte sich.

Der Wechsel von Stadtaufenthalt zu Naturerfahrung, also von Unmittelbarkeit der Wanderungen zu distanzierter Betrachtung der Bilder, sensibilisierte mich für die Atmosphäre des Küstenraumes - das Licht der Ostsee.

Schon vor der Ankunft am Wasser fällt es auf. Es verändert den Blick auf die Dinge. Bei Sonnenschein nimmt die Helligkeit in Seerichtung zu und Windstille verstärkt ein Gefühl von Klarheit und Transparenz. Endlich am Meer dieser unverstellte Blick in die Ferne: Wasserräume und Lufträume, getrennt durch den Horizont.

Die Passage besteht aus 100 Fotografien, die ich in Ausstellungen je nach Möglichkeit der Räume, in unterschiedlichen Formen und Formaten präsentiere.

Himmel und Wasser. Modelle von der Natur, die zwischen den Farben Graublau, Grünblau, Cyanblau, Ultramarinblau, Violettblau etc. variieren. Fotofarben, mal zurückhaltend diffus, mal hervortretend leuchtend, kalt - warm, hell - dunkel,
flach - tief, dunstig - klar etc. Das Nebeneinander der Einzelbilder in der Sequenz ist nicht nur eine Orgie maritimer Farben. Die dargestellte Realität wandelt im Verlauf des Betrachtens zur Fiktion. Realismus und Abstraktion sind in diesem Sinne keine grundsätzlichen Alternativen. Das Eine geht aus dem Anderen hervor.

Die Fotografien aus der Serie Die Passage sind auf Dia Film im Mittelformat aufgenommen. Sie erscheinen in einer Auflage 3+1.